Bosnien-Herzegowina
Frieda engagiert sich in Bosnien-Herzegowina gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen für die Unterstützung von Gewaltbetroffenen, die Bewältigung von (Kriegs-)Traumata sowie für die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Teilhabe von Frauen und jungen Menschen.
Die Staatsstrukturen in Bosnien-Herzegowina sind auch Jahre nach dem Friedensabkommen von Dayton dreigeteilt und fragil. Ethnische Spannungen werden auf politischer Ebene genutzt, um Angst unter den Bevölkerungsgruppen zu schüren.
Der Arbeitsmarkt ist ausgetrocknet, die Arbeitslosenquote beträgt knapp 12% (2023) und junge Arbeitskräfte wandern in Massen aus. Die Inflation infolge des Ukrainekriegs und der Covid-19-Pandemie drängt viele in die Armut.
Weder die prekäre wirtschaftliche Lage noch die Prävention und Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen stehen oben auf der politischen Agenda. Der Krieg in den 1990er-Jahren hallt bis heute nach; viele Menschen leiden unter (transgenerationalen) Traumata. Deshalb setzen sich bosnische Frauenorganisationen für einen umfassenden Frieden ein. Frieda unterstützt sie seit 1995.
Situation der Projektteilnehmer*innen
Trotz rechtlicher Gleichstellung sind Frauen in Bosnien-Herzegowina politisch sowie gesellschaftlich unterrepräsentiert und auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert. In einkommensschwachen Familien wird die Ausbildung der Töchter oft depriorisiert, zugunsten der Ausbildung der Söhne. Patriarchale Normen sind weit verbreitet und jede zweite Frau erlebt sexualisierte oder geschlechtsspezifische Gewalt. Überlebende haben schwer Zugang zu medizinischer, psychologischer und finanzieller Hilfe. Täter werden selten strafrechtlich verfolgt, viele der Verbrechen während des Kriegs sind bis heute nicht aufgearbeitet.
Nicht nur Überlebende des Krieges, sondern auch nach dem Krieg geborene Kinder und junge Menschen, leiden heute an generationenübergreifenden Traumata. Durch geopolitische Ereignisse wie die Kriege in der Ukraine oder im Gazastreifen erleben viele Betroffene eine Retraumatisierung. Psychosoziale Unterstützung ist nicht ausreichend vorhanden und schwer zugänglich. Die Stigmatisierung von psychischen Problemen stellt eine zusätzliche Hürde dar.
Frieda-Programm
Friedas Partnerorganisationen unterstützen Frauen, Kinder und junge Menschen dabei, sich gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu wehren und Traumata zu verarbeiten. Sie engagieren sich für interethnischen Dialog und bestärken junge Menschen darin, sich für psychische Gesundheit und eine gewaltfreie Gesellschaft einzusetzen. Sie arbeiten menschenrechtsbasiert in einer geschlechtertransformativen, systemischen und konfliktsensiblen Weise.
Die Teilnehmer*innen stärken in den Projekten ihre sozialen Kompetenzen und eignen sich Wissen über Menschen- und Frauenrechte an. Ziel ist es, dass Frauen und junge Menschen ihre Bedürfnisse, Anliegen und Forderungen äussern, ihre Rechte einfordern und aktiv am gesellschaftlichen Wandel mitwirken. Gewaltbetroffene erhalten Schutz und psychosoziale sowie rechtliche Unterstützung.
Auf gemeinschaftlicher Ebene sensibilisieren die Partnerorganisationen zusammen mit den Projektteilnehmer*innen deren soziales Umfeld für Gleichberechtigung. Sie bilden junge Menschen und Frauen aus, damit diese in ihren Gemeinschaften Veränderungen anstossen können. Auf struktureller Ebene setzen sich die Partnerorganisationen für einen niederschwelligen Zugang zu Unterstützung und für die Umsetzung der Gleichstellungsgesetze ein. Sie sensibilisieren zudem Behörden und die Öffentlichkeit.