Friedas Internationale Zusammenarbeit

Wie arbeitet Frieda mit ihren Partnerorganisationen im Ausland und was bewirken unsere Projekte?
Frau in Bosnien zeigt auf ein Whiteboard.

Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz hat ihre rechtliche Grundlage in der Bundesverfassung. Der Auftrag lautet, «zur Linderung von Not und Armut in der Welt, zur Achtung der Menschenrechte und zur Förderung der Demokratie, zu einem friedlichen Zusammenleben der Völker sowie zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen» beizutragen (Artikel 54). Die Auslandprojekte von Frieda richten sich an Frauen und Jugendliche aus sozial ausgegrenzten Gruppen, und tragen zur Umsetzung dieses Verfassungsauftrags bei.

Hohe Armutsquoten, vorherrschende patriarchale Systeme und diskriminierende Gesetze und Praktiken gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen kennzeichnen die fragilen und (post-)konfliktiven Länder, in denen Frieda tätig ist. Verletzliche und diskriminierte Bevölkerungsgruppen haben beschränkten Zugang zu Recht, grundlegenden Dienstleistungen, Ressourcen und Entscheidungsprozessen. Die Projekte von Frieda zielen darauf ab, Gewalt, soziale und institutionelle Ausgrenzung zu verringern und die Teilnehmer*innen sowie die lokale Zivilbevölkerung zu stärken.

Teilnehmerin des Frieda-Projekts steht vor einem Gewächshaus in Kosovo.
Durch das Projekt Lulëzim – Aufblühen baut Lumturje Hyseni erfolgreich Gemüse an, mit Freude und Stolz. Foto: Rrezarta Krasniqi.

Wirksam dank lokaler Verankerung

Frieda arbeitet im Ausland ausschliesslich mit lokalen, registrierten Organisationen zusammen. Diese sind in der Bevölkerung gut verankert, haben direkten Zugang zu potenziellen Teilnehmerinnen und sind gut vernetzt in der Zivilgesellschaft und mit Behörden. «Für uns ist zentral, dass die Projekte lokal wirksam sind. Das bedeutet, dass nicht wir (aus der Schweiz) die Agenda vorgeben, sondern dass die Partnerorganisationen Projekte umsetzen, die sie sinnvoll und nötig finden. Die Verantwortung und Entscheidungsmacht müssen vor Ort sein», erläutert Lea Breitner, Programmverantwortliche Südosteuropa.

Die Partnerorganisationen werden durch öffentliche Ausschreibungen mit einem abgesteckten thematischen Rahmen gesucht und nach festgelegten Kriterien ausgewählt. «Wenn wir neue Partnerorganisationen suchen, gehen wir davon aus, dass wir ungefähr zehn Jahre mit ihnen zusammenarbeiten», sagt Lea Breitner.

Die Zusammenarbeit ist vertraglich geregelt und basiert auf einem partnerschaftlichen Ansatz, der auf den Prinzipien von gegenseitiger Transparenz und Rechenschaftspflicht beruht. Alle Projektabrechnungen werden von anerkannten Revisionsfirmen überprüft. Für die Projektarbeit und die Organisationsentwicklung stellt Frieda Begleitung, Instrumente, Fachwissen, finanzielle Mittel sowie Zugang zu Lern- und Innovationsnetzwerken zur Verfügung. Besonders wichtig ist gegenseitiges Vertrauen: «Durch unsere Grösse sind wir recht flexibel und können auf Notfälle oder unvorhergesehene Situationen reagieren. Aber dazu müssen wir erst Vertrauen aufbauen, damit die Partnerorganisationen auf uns zukommen, wenn etwas anders läuft als geplant. Das ist völlig normal und passiert eigentlich in jedem Projekt. Die Realität entspricht nicht immer dem, was wir auf dem Papier planen», so Lea Breitner.

Frauen des Frieda-Projekts Chams sitzen in einem Zimmer und führen einen Workshop durch.
Informationen über ihre Rechte sind für von Gewalt betroffene Frauen zentral, damit sie für sich einstehen können. Informationssitzung im Projekt. Lamia Naji.

Ansätze und Ebenen

Geschlecht ist die zentrale, aber nicht die einzige Diskriminierungskategorie, mit der Frieda arbeitet. Der gendertransformative Ansatz (siehe auch Seite 4) und der Menschenrechts-basierte Ansatz sind wesentliche Instrumente.

Auf individueller Ebene werden Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt gestärkt und wieder in den Alltag begleitet. In vielen Projekten erlernen Teilnehmerinnen berufliche Fertigkeiten und sogenannte Business Skills wie Mails zu schreiben und sich und ihre Fähigkeiten zu präsentieren. Diese Komponenten zielen auf mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen. Auf der Ebene der Gemeinschaft wird das soziale Umfeld einbezogen. Dies fördert die Akzeptanz der Projekte und die Teilnehmer*innen können sich aktiv lokal vernetzen und einbringen.

Auf gesellschaftlich-politischer Ebene versuchen unsere Partnerorganisationen, Gesetzgeber dahingehend zu beeinflussen, dass die Gleichbehandlung gesetzlich verankert und entsprechend umgesetzt wird. Lea Breitner betont: «Für Frieda ist es wichtig, dass die Projekte systemisch aufgebaut und diese verschiedenen Ebenen einbezogen sind. Dass wir nicht «nur» beispielsweise Dienstleistungen wie Beratungen und Schutzhäuser für Betroffene von Gewalt anbieten, sondern auf nachhaltige Veränderungen im System hinarbeiten.»

Hände von Teilnehmerinnen des Frieda-Projekts. Eine Frau macht einer anderen die Fingernägel.
Von Gewalt betroffene Frauen in Marokko schaffen sich durch eine berufliche Ausbildung Perspektiven, um der Armut zu entkommen. Foto: Lamia Naji.

Lebenskompetenzen und psychosoziale Begleitung

In fast allen Projekten ist psychosoziale Begleitung die Grundlage für weitere Aktivitäten. Indem Frauen und Mädchen ihre eigenen Ressourcen kennen, stärken sie ihre Selbstwahrnehmung und werden sich ihres Selbstwertes und ihrer Fähigkeiten bewusst. Die Gesellschaft gesteht ihnen nicht automatisch eine eigenständige Rolle zu, sie müssen dafür kämpfen. Lea Breitner: «In Bosnien-Herzegowina arbeiten wir beispielsweise mit jungen Frauen mit Schul- oder sogar Universitätsabschluss. Ihr Umfeld gibt ihnen jedoch zu verstehen, dass ihre Meinung nicht gefragt ist, dass sie weder in der Familie noch in der Öffentlichkeit etwas zu sagen haben.»

In Südosteuropa ist gesellschaftlich vorgesehen, dass Frauen ihr Leben zuhause verbringen. Sie arbeiten enorm viel, kümmern sich um das Haus, die Kinder, die betagten Schwiegereltern und haben oft noch landwirtschaftliche Aufgaben. «Weil sie an all die Arbeit denken, die liegenbleibt, oder weil die Familie dagegen ist, ist es für sie oft nicht einfach, aus dem Haus zu gehen. Wenn sie schliesslich einen Raum haben und mit anderen Frauen zusammenkommen, kann dies sehr ermächtigend wirken. In gewissen Projektumfeldern ist schon dies revolutionär. Das liegt meist nicht an bösem Willen, sondern daran, dass das System so aufgebaut ist und alle, auch die Frauen, sich so gewöhnt sind.»

Oft sind die Frauen auch von Informationen abgeschnitten, zum Beispiel über ihr Recht auf bestimmte Leistungen, etwa auf Assistenz, wenn ihr Kind behindert ist, oder darauf, sich auf landwirtschaftliche Zuschüsse zu bewerben. Wenn sie davon nicht wissen, können sie diese Rechte auch nicht einfordern. Deswegen sind Informationen und Orientierung über ihre Rechte sehr wichtig und werden in den Projekten vermittelt. Der ganzheitliche Ansatz von Frieda erlaubt es, positive Veränderungen im Leben von Frauen und Jugendlichen sowie in ihrem sozialen Umfeld zu erwirken und damit zu mehr Gleichberechtigung beizutragen.

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